Verein für Geschichte und Heimatkunde Steinbach

 

 

 

25.01.2012 Lokales Steinbach

Jeden Samstag wird umgeblättert

Museumsbesucher entdecken die Frankfurter Chronica

Ein Umzug bedeutet für viele einfach nur jede Menge Arbeit. Dass jedoch dabei auch verborgene Schätze zum Vorschein kommen können, erfuhren die Mitglieder des Geschichtsvereins Steinbach. Denn bei der Verlagerung des Archives entdeckten sie eine Ausgabe der Frankfurter Chronica.

Von Susanne Metz

 

           

Steinbach. "Das Buch ist ein wahrer Schatz", ist Ilse Tesch überzeugt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Gloria Recht entdeckte die Vorsitzende des Vereins für Geschichte und Heimatkunde vor ein paar Wochen beim Auspacken von Umzugskisten eine Ausgabe der Frankfurter Chronica von Gebhard Florian und Achilles Augustus von Lersner. Nun möchte der Verein diesen Schatz aus dem Jahre 1706 mit anderen teilen und präsentiert in den kommenden Wochen jeweils eine andere Seite des Jahresbuches.


Eingebunden in dunkelbraunes Leder liegt das mehrere Zentimeter dicke Buch gut geschützt in einer Glasvitrine. "Wir trauen uns kaum, es anzufassen, da es nicht besonders gut erhalten ist", gesteht Ilse Tesch. Und richtig, wer genau hinschaut, sieht, wie brüchig die Bindung und das Papier der einzelnen Seiten sind. Kein Wunder, ist doch das Buch, das die Geschichte Frankfurts aufzeichnet, mehrere Hundert Jahre alt. "Eine Restaurierung wäre wünschenswert, doch dafür werden wir wohl auf Spenden angewiesen sein", meint Tesch.


Dass ein so altes Buch eine eigene lange Geschichte aufzuweisen hat, überrascht nicht. "Wir wissen nur wenig über die verschiedenen Besitzer der Chronica. Doch was wir bisher nachvollziehen können, ist sehr interessant." Zwei Eigentümer sind im Buch selbst durch entsprechende Einträge vermerkt. So verewigte sich Johann Balthasar Mohr am 24. Oktober 1777, seinen Erwerb der Chronica am 31. Januar 1815 schrieb Franz Carl Griebel aus Frankfurt hinein. "Zwischen diesen Angaben klafft eine breite Lücke. Wir haben jedoch zwei Briefe gefunden, die uns über den Verbleib der Chronica in der Zeit nach 1945 Aufschluss geben", berichtet Ilse Tesch. Demnach sei das Buch vermutlich als private Kriegsbeute durch einen englischen Soldaten nach London gekommen und letztlich in die Hände eines gewissen Len Price gelangt. Dieser habe sich dafür eingesetzt, dass die Chronica wieder nach Deutschland gelange, schreibt das Ehepaar Johanna und Fred André aus Ottersberg. Durch deren Kontakt mit Ruth Rahmel sei die Chronica überhaupt erst nach Steinbach gelangt.

 

 

 

Ilse Tesch (2. von links) wusste den Museumsbesuchern Adrian Murdoch, Gretel Heuschen und Arturia Jüling einiges über die Frankfurter aus dem Jahr 1706 zu berichten.

 

Jetzt soll an den kommenden Samstagen jeweils eine neue Seite aufgeschlagen werden. Den Start macht die erste Innenseite. Kunstvoll gestaltet mit vielfältigen antiquierten Lettern und einem Wappen mit Frankfurter Adler zeigt sich die Chronica wohl von ihrer schönsten Seite. "Das Gesamtbild ist ein Genuss", schwärmt Ilse Tesch. "Wir sind gespannt, ob wir über diese Aktion mehr über die Geschichte des Buches erfahren", hofft die Vereinsvorsitzende auf neue Informationen. In den nächsten Wochen plant der Geschichtsverein, neben dem Inhaltsverzeichnis und einer Vorrede Lersners Einträge über einen Bürgermeister Frosch zu zeigen. "Wer weiß, inwieweit da ein Zusammenhang mit unserem Bürgermeister Frosch besteht", sinniert Tesch. Auch Vorlesen aus der Chronica wolle man geeignete Stellen. "Was uns außerdem interessiert, ist herauszufinden, wie hoch die Auflagen der Chronica war, welchen Stellenwert das Buch hatte und wie viele Exemplare es noch gibt", sagt Tesch.


Wer selbst einmal einen Blick in das Buch werfen möchte, kann dies am kommenden Samstag. Im Untergeschoss des Backhauses in der Kirchgasse wird dies von 10 bis 12 Uhr möglich sein.