Verein für Geschichte und Heimatkunde Steinbach

 

 

 

02.12.2014  Lokales Steinbach

 

Steinbachs Briefträger kam per pedes aus Vilbel

Um die Geschichte der Post dreht sich die Ausstellung, die jetzt im Heimatmuseum im Backhaus eröffnet worden ist.

 

Von Katja Schuricht

 

         

 

Steinbach.  Der Postbote, der den Steinbachern Anno 1820 die Briefe zugestellt hat, muss sehr gut zu Fuß gewesen sein. „Die Post wurde damals zwei Mal in der Woche vom Bezirksboten zugestellt, der aus Friedberg beziehungsweise Bad Vilbel nach Steinbach gekommen war – zu Fuß“, erklärt Ilse Tesch, Vorsitzende des Vereins für Geschichte und Heimatkunde. „Elf Stunden waren die Boten damals an einem Arbeitstag unterwegs.“


Erst 1839 wurde erstmals ein Steinbacher Briefträger namentlich erwähnt: Johannes Emmerling. Wer allerdings den Briefumschlag, adressiert an den Herrn Kirchenrechner Höck, Steinbach, Kreis Offenbach, bei Weißkirchen“ zugestellt hat, ist nicht übermittelt. Das über 100 Jahre alte Kuvert ist eines von vielen Exponaten, die jetzt in einer Sonderausstellung im Heimatmuseum Backhaus zu sehen sind.


„Das Postwesen in Steinbach“ lautet der Titel der kleinen, aber feinen Schau. In den vergangenen drei Monaten hat Ilse Tesch gemeinsam mit Heide Margraf und Heidrun Möhle die Geschichte der Post neu aufgearbeitet. Das Trio hat Exponate zusammengetragen und Kontakt zu den ehemaligen Zustellern und auch zum langjährigen Leiter der Poststelle, Horst Käse, aufgenommen. „Von Horst Käse haben wir zum Beispiel seine Posttasche zur Verfügung gestellt bekommen“, erläutert Ilse Tesch.


Anlass für die Sonderschau ist ein Jubiläum, das die Steinbacher hätten feiern können, wenn es das erste Postamt noch geben würde: „Die Steinbacher haben 1964 ihr erstes Postamt in der Gartenstraße 22 bekommen. Wenn dieses im August 2004 nicht geschlossen worden und zur Posthilfsstelle zurückgestuft worden wäre, könnten wir jetzt das 50-jährige Bestehen feiern“, führt Tesch aus. Tesch und ihre Mitstreiterinnen haben den Schwerpunkt auf drei Themen gelegt: die Geschichte der Steinbacher Post, die einzelnen Poststellen mit ihren Leitern sowie die Steinbacher

Stempel  und  Sonderstempel.  „Die  alten  Briefe  aus  dem 19. Jahrhundert sind für uns sehr aufschlussreich, da sie Auskunft darüber geben, wie wechselhaft die Zugehörigkeit Steinbachs zu den jeweiligen Landkreisen war“, meint Tesch.
 

„1820 beispielsweis gehörte Steinbach zum Amt Rodheim, von 1873 bis 1947 zum Kreis Offenbach, von 1946 an als Postbezirk „Nummer 16“.


Bis 1939 mussten sich die Steinbacher mit einem Weißkirchner Stempel begnügen. Das änderte sich mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Steinbach bekam einen eigenen Poststempel. „Das hatte logistische Gründe: So konnten die Einberufungen der Soldaten schneller bearbeitet werden“, erklärt Ilse Tesch.


Zwei Briefkästen

Wer möchte, kann im Detail in die Geschichte des Postwesens eintauchen. 1867 wurde die Post von der königlich-preußischen Postagentur in Weißkirchen aus zugestellt, 1873 dann gehörte Steinbach in die Zuständigkeit des Oberurseler Postamts. Von 1918 bis 1924 gab es in der Obergasse 12 die erste Posthilfsstelle in Steinbach, Chef war Karl Wilhelm. 1921, so ist in der Dokumentation nachzu-lesen, gab es in Steinbach bereits zwei Briefkästen: Einen am alten Rathaus und einen in der Bahnstraße. Die Zeit der Posthilfsstellen, die im Laufe der Jahrzehnte mal in der Bahnstraße, mal in der Austraße oder der Gartenstraße 11 untergebracht waren, war in Steinbach 1964 vorbei: Am 19. Oktober wurde in der Gartenstraße 22 das erste Postamt eröffnet.


Leiter war damals Manfred Uherr, dann übernahm 1965 Horst Käse diese Aufgabe und leitete das Amt bis 1997. Im August 2004 wurde das Amt geschlossen, wurde Steinbachs Postamt zur Posthilfsstelle zurückgestuft. Seit November 2004 finden die Bürger die Posthilfsstelle in der Wiesen-straße 1.


Die Ausstellung im Backhaus, Kirchgasse 1, ist beim Weihnachtsmarkts am kommenden Wochenende am Samstag von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Am 13. Dezember, ist das Museum von 10 bis 12 Uhr geöffnet und vom 17. Januar an kann die Ausstellung immer samstags von 10 bis 12 Uhr besucht werden.

 

 

                                                                                                                                                                                                        

Ilse Tesch und Heide Margraf (von links) präsentieren die Sonderbriefmarken der Schau. Foto: Schuricht