Verein für Geschichte und Heimatkunde Steinbach

15.08.2009  Lokales Steinbach

Der zerbrochene Steinzeit-Krug

         

 

Bei Gartenarbeiten stößt ein Steinbacher buchstäblich auf eine kleine Sensation. Er findet einen Tontopf aus der Hallstattzeit.
 

Von Petra Pfeifer
 


Steinbach. Wie ein echter Schatzgräber muss sich Jan von der Heyden vorgekommen sein, als er mit dem Spaten in der Hand unter der Erde auf eine Kostbarkeit stieß – und das aus reinem Zufall im eigenen Garten. Gefunden hat er eine kleine Sensation, wie Harro Junk, als ehrenamtlicher Kreisarchäologe zuständig für diese Region, und Heinrich Haldorn vom Steinbacher Geschichtsverein übereinstimmend feststellten. Es ist ein Krug, der in der Hallstattzeit (750 bis 450 vor Christus) gefertigt worden sein muss. «Aufgrund seiner Keramikverzierung kann man den Topf in die Periode von 600 bis 450 vor Christus einordnen», erklärt Junk.

Zwar seien schon Anfang der 90er Jahre bei Erschließungsarbeiten im Wingertsgrund Tontöpfe aus dieser Zeit gefunden worden, doch bei diesen habe es sich um den Inhalt so genannter Siedlungsgruben gehandelt, in die kaputte Gefäße geworfen wurden. Bei dem aktuellen Fundstück handele es sich jedoch um einen kompletten Krug, der zwar in Einzelscherben zerbrochen, jedoch durch den ihn umgebenden Ton im Ursprungsverbund zusammengehalten wurde. Die beiden Fachmänner freuen sich daher ganz beson-ders, dass der Finder so verantwortungsvoll mit dem Gefäß umgegangen ist: «Es ist nicht selbstverständlich, dass sich jemand die Mühe macht, seine Arbeit liegenzulassen, um herauszufinden, worum es sich bei dem Fundstück handelt.»  

Schatz unterm Gartenteich

Gerne berichtet von der Heyden von dem großen Moment:

 

«An der Stelle hatten wir einen kleinen Teich, den ich vergrößern wollte.» Dafür hatte sich der Student die Semesterferien ausgesucht. Im Eifer des Gefechts sei er dann mit dem Spaten auf den Krug gestoßen. Einige Puzzelarbeiten werden also noch notwendig sein, um ihn wieder zusammenzusetzen. «An den Verzierungen habe ich gleich gesehen, dass er von Hand gemacht sein muss.» Richtig aufgeregt sei er gewesen, als er feststellte, dass der Boden des Gefäßes kein Loch hat, es sich also nicht um einen simplen Blumentopf handeln konnte. «Heinrich Haldorn hat dann sofort gesehen, dass es sich um eine historische Arbeit handeln musste.» Das bestätigte auch Junk: «Nach 35 Jahren in diesem Amt spürt man schon bei der Berührung, aus welcher Zeit es stammt.» So hätten die Kombination aus Farbe, Form, Verzierung und Größe sofort auf die Hallstattzeit hingewiesen.

Mit besonderer Sorgfalt haben sich von der Heyden und seine Familie dann auf weitere Spurensuche begeben. «Wir haben die Erde gesiebt und noch mehr als nur Scherben zutage befördert.» Knochenreste, möglicherweise Glas, Kohle und diverse zum Teil magnetische Schlacken – das alles lag unter dem Teich verborgen. «Alles zusammengenommen lässt die Vermutung zu, dass es sich hierbei um ein Grab handelt», so Junk.

Das weitere Vorgehen steht bereits fest: «Alle Fundstücke kommen in unsere Werkstatt. Dort reinigen wir die Scherben, um sie zusammenzusetzen und festzustellen, was sich in dem Gefäß befunden hat.» Hierfür werde die Erde durch drei Siebe geschlämmt.

Sicher sei jedoch schon heute, dass es sich um keinen Fund von finanziellem Wert handelt: «Für uns ist er von ideeller Bedeutung, da er etwas Zeitgeschichtliches ist», sagen Junk und Halldorn. Und so werde der zerbrochene Krug aus Steinbach zukünftig ganz sicher mal ein viel bestauntes Objekt der ein oder anderen Sonderausstellung.

 

 

INFO                                              

 

Die Hallstattzeit

 

 

Namensgeber für die Hallstattzeit, die in der Jungsteinzeit angesiedelt ist, ist ein gleichnamiger Fundort im österreichischen Salzkammergut. Hier wurde 1846 ein ganzes Gräberfeld aus der Epoche 750 bis 450 vor

Christus gefunden. Welche Menschen hinter den Funden

in Steinbach stehen, ist jedoch schwer zu sagen. Die Vermutung liegt allerdings nahe, dass es sich um Kelten gehandelt hat. Von ihnen sind derartige Bestatt-ungsriten und Grabbeigaben bekannt, die man auch in Urnenfeldern auf Oberurseler Gemarkung gefunden hat.